Schmerz als eigenständiges Krankheitsbild



Stellt der akute Schmerz noch eine sinnvolle Warn- und Schutzfunktion dar, so hat sich chronischer Schmerz von dieser Funktion abgekoppelt. Nach einer weitverbreiteten Definition spricht man von chronischem Schmerz, wenn er länger als sechs Monate andauert. Laut der europäischen Schmerz­studie Pain in Europe Survey aus dem Jahr 2003 leiden etwa 17% der deutschen Bevölkerung an chronischen Schmerzen, das entspricht knapp 14 Millionen Betroffenen. Bei 600.000 bis 800.000 dieser Patienten liegt ein schwer therapierbares Schmerz­syndrom vor. Der Schmerz hat sich verselbständigt und ist zu einer eigenständigen Krankheit geworden.

Zu den häufigsten Krankheitsbildern chronischer Schmerzen gehören Rücken- und Kopfschmerzen, gefolgt von Nerven­schmerzen. Wissenschaftler und Schmerztherapeuten unter­scheiden Schmerzen heute nicht nur nach ihren Ursachen sondern auch nach den Mechanismen, die bei der Entstehung des Schmerzes eine Rolle spielen. Der entzündungsbedingte Schmerz – etwa bei rheumatischen Erkrankungen – wird durch andere Prozesse ausgelöst als Nervenschmerzen. Der Schmerz bei einer Migräne basiert auf anderen Mechanismen als Rückenschmerzen. Schmerztherapeuten passen daher ihre Behandlung nicht nur der Schmerzintensität sondern vor allem auch den Schmerzmechanismen an. Darum werden verschiedene Schmerzformen oft unterschiedlich behandelt, und es wird nie nur eine einzige Methode geben, die alle Schmerzen gleichermaßen lindert.


Schmerz ist nicht gleich Schmerz



Physiotherapie als Teil eines multimodalen, interdisziplinären Behandlungskonzepts


Da eine Schmerzkrankheit sehr vielschichtig ist, sollte auch eine ganzheitliche Therapie erfolgen, die alle Aspekte der Erkrankung umfasst. Die Einbindung verschiedener Fachdisziplinen ermöglicht eine Optimierung der Therapie. Daher gehört zu einer guten Schmerzbehandlung unter anderem eine ausreichende Diagnostik, medikamentöse Maßnahmen und individuelle Physiotherapie. In der Praxis spina sana wird daher am Anfang der Therapie eine Funktionsanalyse erstellt, d.h. es wird zunächst beginnend bei dem Ort, an dem der Schmerz auftritt, die tatsächliche Struktur, die den Schmerz verursacht, gesucht. Der Schmerz zeigt sich nämlich häufig in Folge einer Schutzreaktion an einer Körperstelle, die nicht Ursprung des Schmerzes ist. Durch die Kenntnis schmerzhafter Schutzreaktionen erweitert man die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten um ein Vielfaches. Danach erfolgt die Auswahl geeigneter Behandlungsmaßnahmen und deren Dosierung. Mittels eines vom Patienten geführten Schmerz­tagebuchs kann der Therapieverlauf kontrolliert, neue Behand­lungs­ziele gemeinsam definiert und die Therapie­möglichkeiten entsprechend angepasst werden.